Barrel loading at the Mainz-Weisenau factory, around 1900.

The new head office building at Berliner Strasse 6 in Heidelberg, 1963.

New Heidelberg Portland-Cement plant in Leimen, 1900.

150 Jahre Heidelberg Materials

Die vorliegende Darstellung der nunmehr 150-jährigen Geschichte von Heidelberg Materials geht den Ursprüngen des Unternehmens nach. Ausgehend vom Firmengründer Johann Philipp Schifferdecker reicht der Blick bis zu den Herausforderungen unserer heutigen Zeit. 

Unternehmensgründung

Um 1850 war Portlandzement ein aufstrebendes Produkt. Entwickelt in Großbritannien, wurde Portlandzement auch im Deutschen Bund und später im Kaiserreich ein gefragtes Produkt. Mitten in der Gründerzeit, im Jahre 1873, errichtete der gelernte Bierbrauer Johann Philipp Schifferdecker in Heidelberg ein Portlandzementwerk, welches unter dem Namen „Portland-Cement-Werk Heidelberg, Schifferdecker & Söhne“ firmierte. Ein Großbrand im Jahre 1895 bedeutete einen herben Rückschlag für die aufstrebende Firma. Da die Stadt Heidelberg aufgrund der Schmutz- und Lärmbelästigung die Wiedererrichtung des Werkes unterband, wurde im benachbarten Leimen das größte Portlandzementwerk im Deutschen Reich errichtet.

Familiäre Bande

Johann Philipp Schifferdeckers Sohn Paul und Schwiegersohn Rudolf Heubach wandelten das Unternehmen 1889 in eine Aktiengesellschaft um. Bis in die 1930er-Jahre war die Familie im Aufsichtsrat vertreten. 1875 war Friedrich Schott als Werkschemiker in die Firma eingetreten und hatte zu entscheidenden Verbesserungen des produzierten Zements beigetragen. Später wurde er Vorsitzender im Vorstand und wechselte anschließend in den Aufsichtsrat. Mehrere Verwandte Schotts waren ebenfalls im Unternehmen beschäftigt. Seine Brüder Adolf und Otto übernahmen wichtige Funktionen in der Unternehmensleitung und im Aufsichtsrat. Auch Friedrich Schotts Söhne, Otto und Ehrhart, wirkten im Konzern. Otto fiel im Ersten Weltkrieg, Ehrhart war Werksleiter in Leimen, Vorstandsmitglied und führte das Unternehmen nach dem Zweiten Weltkrieg. 
Schnell entwickelte sich das Unternehmen zum führenden Konzern im süddeutschen Raum. Auch andere Werke, mit denen das Heidelberger Unternehmen fusioniert war bzw. Beteiligungen unterhielt, waren fest in familiären Händen. So bestanden hervorragende Beziehungen zu den Familien Kirchhoff in Lengfurt, Spohn in Blaubeuren sowie Lude in Kiefersfelden und Nürtingen. Diese sehr guten Beziehungen trugen auch zur vortrefflichen Integration der Werke in den Heidelberger Stammkonzern bei.

Portlandzement als Verkaufsschlager

Die mannigfaltigen Vorteile des Portlandzements sorgten dafür, dass das neue Produkt innerhalb kürzester Zeit sehr begehrt war. Daher stieg der Absatz kontinuierlich an. Im Ersten Weltkrieg brach der Absatz ein, da die Zementindustrie nicht als kriegswichtig galt und somit keine bevorzugten Kohlezuteilungen erhielt. Mangelwirtschaft machte sich am Kriegsende überall bemerkbar. Dennoch gelang in der Weimarer Republik wiederum eine Absatzsteigerung, wenngleich die Hyperinflation 1923 und die Weltwirtschaftskrise ab 1929 arge Probleme verursachten. Die Nationalsozialisten sorgten für einen rasanten Aufschwung der Zementindustrie, da für die Prestigebauten in Berlin und Nürnberg sowie für die massive Aufrüstung große Mengen an Zement benötigt wurden. Die Zementindustrie galt im Zweiten Weltkrieg als kriegswichtig und hatte die Vorgaben der Wirtschaftspläne zu erfüllen. Um diesen gerecht zu werden, kamen im Heidelberger Unternehmen auch Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene zum Einsatz. 
Nach Kriegsende 1945 wurde zum Wiederaufbau ebenfalls Zement in großen Mengen nachgefragt. Das Wirtschaftswunder ermöglichte auch die Entwicklung neue Spezialprodukte. Durch den Bauboom begann auch die Erfolgsgeschichte von Losezement. Die Ölpreiskrise und die Konsequenzen setzten dem Aufschwung ein jähes Ende. Um in der Zukunft gegen solche Krisen besser gewappnet zu sein, tat das Unternehmen sein ersten Schritt Richtung Internationalisierung und übernahm 1977 die Lehigh Portland Cement Company in den USA.

Diversifizierung und Internationalisierung

Mitte der 1990er-Jahre stellte sich die Heidelberger Zement AG breiter auf und übernahm CBR und Scancem. Weitere Übernahmen der Hanson PLC 2007 und Italcementi 2016 führten zu Spitzenpositionen im Weltmarkt in den Bereichen Zement und Beton. Durch diese Übernahmen ist Heidelberg Materials heute ein weltumspannendes Unternahmen mit 51.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Gleichzeitig gilt es, neue Herausforderungen zu meistern. Zurzeit stehen die Digitalisierung und die Reduzierung des Kohlenstoffdioxid-Ausstoßes im Vordergrund. Innovation, Bodenständigkeit und Marktführerschaft – dafür steht Heidelberg Materials seit 150 Jahren. 
 

Der Heidelberger Portländer. Beiträge zur Unternehmensgeschichte und Unternehmenskultur, H. 15

Die Geschichte von Heidelberg Materials

Der Weg des süddeutschen Unternehmens zum internationalen Konzern

[hrsg. von: Heidelberg Materials AG]
Dietmar Cramer, Eszter Harsányi

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Titelfoto: Mühlengebäude und Schachtöfen auf dem Gelände der Bergheimer Mühle, 1875.