Unternehmens­gedächtnis und Informations­dienstleister

Von: Marco Rödler

In einem kleinen pfälzischen Dorf namens Geiselberg bin ich aufgewachsen und für das Studium der Geschichtswissenschaft nach Heidelberg gezogen. Der Zufall brachte mich in das Unternehmensarchiv von Heidelberg Materials.

Während meines Studiums besuchte ich den Vortrag einer Archivarin zum Thema Berufsperspektiven für Historiker. Als die Vortragende ein Praktikum bei Heidelberg Materials empfahl, entschloss ich mich, mein Glück zu versuchen und eine Initiativbewerbung an den Leiter des Unternehmensarchivs zu schicken. Nach kurzer Korrespondenz und einem angenehmen Vorstellungsgespräch konnte ich mein freiwilliges Praktikum im Herbst 2021 antreten. Meine Erwartung dabei war es, Orientierung für meine berufliche Zukunft zu finden: Könnte ich mir vorstellen, als Archivar zu arbeiten?

Bereits zuvor hatte ich Praktika in öffentlichen Archiven und Instituten für Geschichte absolviert, nun war es mir wichtig, eine Art Seitenwechsel zu vollziehen, um ein privates Archiv kennenzulernen.

Im Unternehmen angekommen, wurde ich herzlich von meinen Kolleginnen und Kollegen empfangen und hervorragend in unsere Arbeitsgruppe integriert. Besonders positiv empfinde ich, dass ich seit Beginn meiner Tätigkeit auf Augenhöhe anspruchsvolle Aufgaben übernehmen und aktiv mitgestalten kann. Meine Arbeit im Unternehmensarchiv stellte sich als äußerst vielfältig und spannend heraus, von einem „verstaubten Archiv“ kann hier keineswegs die Rede sein. Ganz im Gegenteil – die digitale Transformation ist hier längst angepackt worden.

Mitwirkung an der digitalen Jubiläumsausstellung

Das Jahr 2022 hatte es in sich: 2023 wird Heidelberg Materials 150 Jahre alt. Zu diesem historischen und feierlichen Anlass erarbeitete ich innerhalb unseres Teams Inhalte für eine umfassende digitale Jubiläums-Ausstellung.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie außenstehende Besucherinnen und Besucher können dabei in die eindrucksvolle Geschichte von Heidelberg Materials eintauchen: Von der Pionierzeit bis zur Gegenwart des global players gibt es viel zu entdecken. Ihren Anfang nahm die Geschichte 1873, als der Bierbrauer Johann Philipp Schifferdecker ein Heidelberger Mühlengebäude samt Gelände für sein geplantes Zementwerk ersteigerte.

Historical picture of the "Portland Cement Plant Heidelberg": Factory complex with smoking chimneys, with "Schifferdecker & Söhne" underneath

Das Verfassen von Ausstellungstexten war hierbei eine meiner favorisierten Aufgabenfelder. Einfach war es jedoch nicht. Allein das Storytelling verlangt einem viel Übung, geschichtliches Wissen, Kreativität und Ausdauer ab. Doch wie kommt man eigentlich an Informationen? Im Unternehmensarchiv werden Akten gelagert, die uns dazu Aufschluss geben können. Einige historisch äußerst wertvolle Dokumente aus den Pionierjahren von Heidelberg Materials werden im Unternehmensarchiv konserviert, gelagert und für die Gegenwart als auch künftige Generationen verfügbar gemacht. Das Archiv ist eine Art Gedächtnis des Unternehmens.

Digital Asset Management

Über 400.000 Fotos und Videos befinden sich in unserem Bestand. Ordnungsgemäß verwalten wir diese in einer Bilddatenbank namens Celum. Es ist eine schier unendliche Aufgabe, die Fotos zu verschlagworten und zum Teil auch erst zu erforschen. Mit verschiedenen Abteilungen haben wir Absprachen getroffen, um insbesondere Rechte zu dokumentieren und Metainformationen zu pflegen. Innerhalb dieser Aufgabe suche ich Highlight-Bilder heraus, vervollständige die Metadaten und erleichtere dadurch die Bildrecherche und -verwendung für die Kolleginnen und Kollegen. Einfach gesagt: Es sind Servicedienste für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf der Bildsuche.

Das aktive Partizipieren an wichtigen Projekten und das Wissen, jeden Tag einen Beitrag für das Unternehmen und die Gesellschaft leisten zu können, treibt mich dabei an. Darüber hinaus motiviert es mich als Historiker, Inhalte der Geschichte durch Texte und Bilder greifbar, erlebbar und verständlich kommunizieren zu können. Bei diesem Vorhaben unterstützen mich meine Archivkolleginnen und -kollegen und fördern meine berufliche Weiterentwicklung.

Meine Arbeitserfahrung im Unternehmensarchiv war überaus gewinnbringend und half mir bei meiner berufsmäßigen Orientierung: Jetzt kann ich mir vorstellen, einen Master im Bereich der digitalen Geisteswissenschaft, Geschichte oder Archivwissenschaft zu absolvieren und in der Zukunft in einem Archiv zu arbeiten.

Tipps für Praktikanten:

  • Vorsicht beim Überqueren der Berliner Straße vor der Hauptverwaltung, einige Autofahrer machen illegalerweise von Norden kommend oft einen U-turn und überfahren einen dabei fast.
  • Über den Tag verteilt kann ich empfehlen, den höhenverstellbaren Schreibtisch zu nutzen und öfter mal im Stehen zu arbeiten, das hilft dem Rücken und körperlichen Wohlbefinden sehr.
  • Wenn man sich selbst eigene Deadlines setzt, hilft es einem die Arbeiten zielgerichteter anzugehen.