Strandpark Bremer Überseestadt

Die Uferzone der Bremer Überseestadt wird gegen Hochwasser geschützt. Dank reger Bürgerbeteiligung im Vorfeld entsteht bei den Bau- und Umgestaltungsmaßnahmen auch ein attraktiver Stadtstrand. Sand und Wasserbausteine für die 2,2 Hektar große Fläche liefert HeidelbergCement über ihre Beteiligungen Mibau und WIKA.

Keine Trennung zwischen Stadt und Wasser, sondern vielmehr neue Räume zur Freizeitgestaltung und Naherholung in den Uferzonen: Das Modellprojekt Waller Sand zeigt beispielhaft, wie sich mit Hochwasserschutz ein Mehrwert für die angrenzenden Wohnsiedlungen erreichen lässt. In Bremen ist dieser Spagat gelungen: die geforderten Maßnahmen für den Küstenschutz rund um ein neues Stadtquartier gehen mit der Aufwertung des Geländes für die Bewohner einher.

Mit einer Fläche von knapp 300 Hektar zählt die Bremer Überseestadt zu einem der größten städtebaulichen Projekte Europas. Das alte Hafenrevier wandelt sich zu einem modernen Standort für Wohnen und Kultur eingebunden in eine durchdachte Mischung aus Dienstleistung, Gewerbe und Hafenwirtschaft. Im Auftrag des Senators für Wirtschaft, Arbeit und Häfen der Freien Hansestadt Bremen obliegt der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH die Verantwortung für die Infrastrukturmaßnahmen. Sie beinhaltet zusätzlich zur Entwicklung, Erschließung und Vermarktung des neuen Stadtquartiers auch den Bau einer zukunftsfähigen Hochwassersicherung.

Gemäß Generalplan Küstenschutz muss der Uferbereich am Wendebecken im Überseehafen um 90 bis 120 Zentimeter angehoben werden. Während sich noch vor kurzem die Uferkante an der großen Wasserfläche als eine unattraktive, funktionale Steinschüttung darstellte, entsteht hier ein von den Berliner Landschaftsarchitekten A24 gestalteter Strandpark mit bemerkenswertem Blick auf die Industriekulisse der Stadt.

Bis die anspruchsvolle Infrastrukturmaßnahme komplett umgesetzt ist, stellen die baubeteiligten Firmen Mibau und WIKA, die sich den Lieferauftrag für das Projekt teilen, noch viele Tonnen Sand und Wasserbausteine bereit. Zur Realisierung sind etwa Spüldeiche als neue Ufereinfassung erforderlich, in deren Schutz Tausende Kubikmeter Sand an die Uferböschung angespült werden müssen. Größere Gesteinskörnungen und Wasserbausteine bringt das Unternehmen Mibau über Schiffsanlieferungen aus seinem Steinbruch Jelsa in Norwegen bei. Der erforderliche Sand kommt aus der nahegelegenen Abbaustätte Kapern des Unternehmens WIKA Sand und Kies.

Bernd Klose, Geschäftsführer von WIKA, macht sich vor Ort hin und wieder ein Bild vom Ablauf. „Die Materialien aus Norwegen werden mit eigenen Selbstentladeschiffen in Partien von bis zu 30.000 Tonnen in Bremen Industriehafen angelandet und verladen. Korngrößen von bis zu 180 Millimetern können direkt per Förderband auf Arbeitsschiffe der ausführenden Arbeitsgemeinschaft (ARGE) ‚Weiche Kante Bremen‘ geschafft und dann die kurze Strecke bis zur Baustelle transportiert werden.“

Mit einem speziellen Saugschiff, einem Hopperbagger mit über 550 PS Leistung des Pumpenantriebs nimmt die ARGE Weiche Kante Bremen auch den benötigten Sand direkt an der WIKA-Abbaustelle im nahe gelegenen Kapern auf. Dort nahe der Weser wird er im Nassabbau abgebaut und im Überseehafen wieder eingebracht. Die hochmotivierte WIKA-Mannschaft koordiniert und kontrolliert den Abbau der 160.000 Kubikmeter Sand, die zur Aufspülung des Strandabschnittes gebraucht werden, und überwacht die Eigenentnahme der ARGE.

Am künftigen Strandpark Waller Sand sind zunächst an der wasserseitigen Baustelle Spüldeiche hergestellt worden. Hinter diese wurde zeitversetzt Sand mittels Spülverfahren eingebracht. Beide Arbeiten starteten unterhalb der Wasseroberfläche. Inzwischen ist der künftige Sandstrand schon sichtbar. Erst wenn komplett aufgeschüttet worden ist, kann man das Gelände modellieren und die Parkanlage wie geplant gestalten. Sie wird der Bevölkerung einen 300 Meter langen Stadtstrand und Freizeiteinrichtungen bieten. Ausgesuchte Bepflanzungen nach Art von Dünenlandschaften, Holzbohlenstege und ein Uferweg entlang des Wassersaums lassen einen attraktiven öffentlichen Raum entstehen, der auch eine städtebauliche Funktion inne hat.

Denn der Freizeit- und Naherholungsort, so die Intention, soll die Bremer Stadtquartiere Gröpelingen und Walle näher an die neu entstandene Überseestadt heranrücken. Auch der zwölf Meter hohe Molenturm, der seit jeher für viele Bremer ein Anziehungspunkt ist, wird in das Projekt integriert. Nach Fertigstellung der Baumaßnahmen kann man den über 100 Jahre alten Leuchtturm, der früher Schiffe in den Hafen einwies, über eine mit Bäumen gesäumte Promenade barrierefrei erreichen. Die Fläche rings um das denkmalgeschützte Wahrzeichen wird passend gepflastert und gegen Absturz gesichert.

Seit dem offiziellen Spatenstich im Sommer 2017 zieht die Baustelle am Wendebecken in der nordwestlichen Überseestadt immer wieder neugierige Besucher an, die sich ein Bild von den Entwicklungen vor Ort machen möchten. Zunächst war der neue Sandstrand nur bei Ebbe zu sehen. Inzwischen kann man den betreffenden Strandabschnitt auch bei Hochwasser entdecken. Die Stadt trägt dem öffentlichen Interesse mit einem eigens eingerichteten Infopunkt vor Ort Rechnung, der bis zum Ende der Bauarbeiten bestehen bleibt.

Im Frühsommer 2019 sollen alle Maßnahmen am neu gestalteten Uferabschnitt realisiert und für die Öffentlichkeit freigegeben werden. Trotz einladender Strandidylle bleibt allerdings das Baden tabu, schließlich handelt es sich immer noch um eine aktive Hafenanlage mit Schiffsverkehr.

Objektdaten

  • Freie Hansestadt Bremen

    Bauherr

  • A24 LANDSCHAFT Landschaftsarchitektur GmbH, Berlin

    Architekt

  • ARGE Weiche Kante, Bremen

    Bauunternehmen

  • 160.000 m3 Sand,

    Material

  • 2019

    Fertigstellung

Strandpark Bremer Überseestadt.

Strandpark Bremer Überseestadt.

Küstenschutz Bremer Überseestadt.

Weserschiff Bremer Überseestadt.